Am Donnerstag, den 10. März 2022, fand knapp 2 ½ Jahre nach Projektstart von Evolving Regions die Replication Conference Evolving22 statt. In der insgesamt 6-stündigen Veranstaltung konnte den Teilnehmenden ein abwechslungsreiches Programm geboten werden, mit Input-Vorträgen von Expert:innen, über eine Podiumsdiskussion, bis hin zu den interaktiven Sessions am Nachmittag. Dabei standen vor allem Fragestellungen und Herausforderungen der Klimaanpassung im ländlichen Raum im Vordergrund:

Über den gesamten Tag verteilt haben insgesamt mehr als 140 Menschen aus verschiedenen Teilen Deutschlands und Europas an der Veranstaltung teilgenommen.

Auftakt: Begrüßung und Vorträge von Ministerin Ursula Heinen-Esser, Bernd Decker, Katharina Schrot und Andreas Kaiser

Die Teilnehmenden wurden im ersten Block des Tages zunächst von Ursula Heinen-Esser, der Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV) begrüßt. Frau Heinen-Esser sprach über die Relevanz der Klimaanpassung im ländlichen Raum und welche Ziele das MULNV verfolgt.

Insbesondere die Klimaanpassungsstrategie NRW (2009) wurde hervorgehoben und die Notwendigkeit Klimaanpassung als Daseinsvorsorge-Thema zu begreifen. Gleichzeitig nutzte die Ministerin die Chance und verwies auf die Relevanz des ländlichen Raumes für Nordrhein-Westfalen und darauf, dass insbesondere die ländlich geprägten Kreise wichtige Impulsgeber und Vorbilder für die angehörigen Kommunen sein können.

Mehr als die Hälfte der Einwohner Nordrhein-Westfalens lebt im ländlichen Raum; in Mittelzentren, in Kleinstädten, in Gemeinden. Und sie erhalten auch bei diesem Thema, Anpassung an den Klimawandel, noch nicht die Aufmerksamkeit, die nötig ist. Und deshalb bin ich so dankbar, dass wir heute diese Veranstaltung durchführen.

Ursula Heinen-Esser // Ministerin MULNV NRW

Danach folgte ein Input von Bernd Decker (European Climate, Infrastructure and Environment Executive Agency (CINEA)), Leiter des Bereichs Climate Action im EU-Förderprogramm LIFE. Herr Decker gab einen Überblick über die europäischen Bemühungen dem Klimawandel Anpassungsmaßnahmen gegenüber zu stellen und setzte sie in den Kontext zum LIFE Programm. Die Präsentation von Herrn Decker finden Sie hier:

Darauf folgend führte Katharina Schrot von der Sozialforschungsstelle der TU Dortmund durch das Projekt Evolving Regions, wobei ein Fokus auf die einzelnen Bausteine des Projektes, die Prozessmethode des Evolving Roadmappings und der ko-produktiven regionalen Dialoge gelegt wurde. Doch auch über die bisherigen Erfolge, sowie die Transfer- und Mainstreaming-Prozesse des Projektes sprach Frau Schrot. So bringe der kollaborative Prozess in Evolving Regions verschiedene Akteur:innen zusammen, die gemeinsam und auf Augenhöhe Maßnahmen entwickeln. Durch dieses von Beginn an gemeinsame Vorgehen in den Regionen wurde der Bezug zum Alltagshandeln und die Legitimität der Maßnahmen gestärkt. Auch in dem Vortrag wurde die Relevanz der (ländlich geprägten) Kreise bei der Klimaanpassung betont. Die Präsentation von Frau Schrot können Sie über folgenden Link abrufen:

Dr. Andreas Kaiser aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein schloss sich mit einem Vortrag zu Klimaanpassung im Kreis an. Er nutzte die Chance und sprach über den Klimawandel vor Ort und die Klimaanpassungsmaßnahmen, die in Siegen-Wittgenstein geplant sind und auch durch Evolving Regions ermöglicht wurden. Insbesondere wurde auf die gute und fruchtbare Zusammenarbeit der Teilnehmenden im Prozess verwiesen. Denn der interdisziplinäre Ansatz des Projektes ermöglichte es, gemeinsam aus einem großen Wissensschatz heraus Maßnahmen zu entwickeln, sodass innerhalb von einem Jahr aus groben Zielen und Visionen konkrete Maßnahmen wurden. Die Präsentation von Herrn Kaiser finden Sie hier:

Ein großer Mehrwert war die Sensibilisierung. Das Thema Klimafolgenanpassung war in der Region vor Evolving Regions noch nicht sehr präsent, aber jetzt verstehen deutlich mehr Akteur:innen, worum es geht. Es ist angekommen, dass eine Anpassung an den Klimawandel stattfinden muss – auch wenn für die Umsetzung noch das ein oder andere dicke Brett zu bohren ist

Dr. Andreas Kaiser // Kreis Siegen-Wittgenstein

Podiumsdiskussion zur Klimaanpassung im ländlichen Raum

Moderiert von Jürgen Schultze (Sozialforschungsstelle/TU Dortmund) folgte eine anregende Podiumsdiskussion mit verschiedenen politischen und wissenschaftlichen Akteur:innen. Es diskutierten Bernd Decker (CINEA, Leiter des Bereichs Climate Action im Programm LIFE), Viktor Haase (MULNV, Abteilungsleiter Nachhaltige Entwicklung, Klimawandel und Umweltwirtschaft), Kati Mattern (European Environment Agency, Bereich Climate Change Impacts and Adaptation), Andreas Müller (Landrat Siegen-Wittgenstein) und Katharina Schrot (Sozialforschungsstelle/TU Dortmund) über Klimaanpassung im ländlichen Raum: Welche Besonderheiten kennzeichnen die Anpassung an den Klimawandel im ländlich geprägten Raum? Und welche Bedarfe und Aspekte konnte Evolving Regions bereits aufgreifen?

Im Rahmen der Podiumsdiskussion wurde aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Diskussionsteilnehmenden auf die Rolle und die Bedarfe von ländlichen Regionen in der Klimaanpassung geblickt. Die Diskussionsteilnehmenden waren sich einig, dass die Auswirkungen des Klimawandels nicht an den örtlichen Grenzen haltmachen und so die Notwendigkeit einer abgestimmten Handlungsstrategie auf regionaler Ebene bestehe. Die Kreise können dabei als Unterstützer, Koordinator oder Motor für ihre kreisangehörigen Städte und Gemeinden dienen und so Synergien schaffen. Weiterer Bedarf wird bei der Sensibilisierung gesehen, eine Möglichkeit auch auf übergreifende Daten und Beispiele aus anderen EU-Ländern zuzugreifen stellt dafür die Online-Wissensplattform Climate-ADAPT dar. Die Diskussionsteilnehmenden waren sich außerdem einig, dass Klimaanpassungsaktivitäten in ländlichen Regionen eine langfristige Finanzierung benötigen, dessen Beantragung auch für kleinere Kommunen und Kreisen durch unkompliziertere Antragsverfahren ermöglicht werden sollte.

Drei Input-Vorträge: Klimaanpassung aus verschiedenen Perspektiven

Im nächsten Block des Tages konnten die Teilnehmenden drei verschiedenen Vorträgen von den folgenden drei Expert:innen folgen:

Stan Vergeer gab in seinem Vortrag einen Überblick über Klimaanpassung in der West-Overijssel, mit einem speziellen Blick auf die RIVUS Region in den Niederlanden. Bei seinem Vortrag wurde die nationale Ausrichtung der Niederlande mit einem umfassenden Programm zur Verpflichtung zur Klimaanpassung deutlich. Herr Vergeer ging auf die für ihn drei relevanten Schritte aus der nationalen Klimaanpassungsstrategie in der RIVUS Region ein. Im ersten Schritt wurde ein Stresstest durchgeführt, in dem die regionalen Gegebenheiten und die Folgen des Klimawandels gegenübergestellt wurden. Als relevanten zweiten Schritt sieht Herr Vergeer die Durchführung eines Risikodialog mit allen Akteur:innen aus der Region. Auf Basis dieser Schritte wurde dann ein Umsetzungsprogramm entwickelt, in dem die verschiedenen Vulnerabilitäten festgehalten, notwendige Maßnahmen und Möglichkeiten zur Messung formuliert wurden. Die Präsentation von Herrn Vergeer können Sie sich hier herunterladen:

Dr. Sabine Engel brachte eine andere Perspektive in die Runde und erzählte in Ihrem Vortrag von den Erfahrungen aus der Zusammenarbeit zwischen Minnesota und NRW. In dem Projekt „NRW-Minnesota Climate-Smart Municipalities“ wurde insbesondere deutlich, dass die Kompetenzen der Menschen und der Austausch zwischen ihnen gefördert werden müsse. Voneinander lernen stehe hier im Vordergrund. Gleichzeitig müsste im Prozess deutlich werden, wer die Entscheidungshoheit für Klimaanpassung innehat und welche Akteur:innen und Stakeholder integriert werden müssen. Für weitere Informationen können Sie hier die Präsentation von Frau Dr. Engel einsehen:

Zu guter Letzt stellte Andreas Ziermann, Projektleiter bei der Bodensee-Stiftung, die Folgen des Klimawandels und die Klimaanpassung in der Landwirtschaft vor. Dabei startete er mit der Betroffenheit für die Landwirtschaft durch den Klimawandel – wobei insbesondere der Boden durch Trockenheit auf der einen und Extremniederschläge auf der anderen Seite bedroht wird. Doch auch auf Lösungsideen wurde in dem Vortrag eingegangen, das zentrale Stichwort ist hier: Diversifizierung. Im Anschluss stellte Herr Ziermann das Projekt GeNIAL vor, welches ein Bildungsangebot zur nachhaltigen Klimafolgenaanpassung in der Landwirtschaft anbietet – in dem Projekt steht die Sensibilisierung und Qualifizierung im Vordergrund. Zusätzlich führte er kurz durch das Webtool AgriAdapt. Für weitere Informationen schauen Sie gerne hier in die dazugehörige Präsentation:

Speed Consulting Event: 8 Sessions aus Wissenschaft, Politik und Praxis

Nach einer kurzen Mittagspause hatten die Teilnehmenden im zweiten Teil des Tages die Möglichkeit beim Speed-Consulting Event in 3 Runden á 15 min aus 8 verschiedenen Sessions zu wählen. In den interaktiven Sessions konnte mit den Inputgebenden zu den verschiedenen Themen diskutiert werden. Im Folgenden sind die einzelnen Sessions inkl. einer Zusammenfassung der Ergebnisse zu finden:

Abschluss: Einordnung der Ergebnisse des Tages durch Andreas Vetter (UBA)

Im Anschluss an die Sessions wurden die Teilnehmenden zu der Konferenz und ihren Vorstellungen von Klimaanpassung im ländlichen Raum befragt. Die Ergebnisse der Mentimeter-Befragung sind hier zu finden:

Abgeschlossen wurde die Konferenz von Andreas Vetter vom Umweltbundesamt (UBA). In seinem Vortrag ordnete Herr Vetter die Ergebnisse des Tages in die bundesdeutsche Diskussion zur Klimafolgenanpassung ein. Auch in diesem Vortrag wurde die Rolle der ländlich geprägten Regionen hervorgehoben, verbunden mit der Forderung den Fokus stärker auf diese Regionen zu legen: Was sind die Herausforderungen? Welche Themen stehen im Vordergrund? Eine solche Fokussierung sei notwendig, um Deutschland flächendeckend resilient zu machen. Gleichzeitig müssen Zuständigkeiten geklärt und die Zusammenarbeit gestärkt werden. Dabei sei die Vernetzung unterschiedlicher Akteur:innen und ein niedrigschwelliger Kapazitätsaufbau für eine effektive Klimaanpassung besonders relevant.

Klimaanpassung ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die auch gemeinschaftlich finanziert werden muss. Dafür ist es wichtig, dass Bund und Länder gemeinsam eine grundlegende Finanzierung auf die Beine stellen, die über Einzelprojekte hinaus eine flächendeckende Klimaanpassung in den Ländern und Kommunen unterstützt.

Andreas Vetter // Umweltbundesamt

Was haben unsere Expert:innen bei Evolving Regions gesagt? Klicken Sie sich gerne durch eine kleine Auswahl an Zitaten von unseren Inputgebenden:

Wir danken allen Teilnehmenden für die aktive Teilnahme an unserer Konferenz Evolving22. Ein besonderer Dank gebührt den verschiedenen Inputgebenden, die die Veranstaltung in dieser Form ermöglicht haben.

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