Bürgerexkursion im Rahmen des Projektes Evolving Regions
Entstanden ist die Idee eines Klimafolgen-Spaziergangs für Bürger*innen in den Workshops zur Klimaresilienten Stadt- und Siedlungsgestaltung innerhalb des Projektes Evolving Regions. Ziel ist es, interessierte Bürger*innen im Kreis Minden-Lübbecke über das Projekt zu informieren und die Klimafolgenanpassung im alltäglichen Lebensumfeld erleb- und erfahrbar zu machen. Kurzerhand entschied sich das Klimaschutzmanagement der Kreisverwaltung Minden-Lübbecke gemeinsam mit der Energieberatung der Verbraucherzentrale NRW in Minden einen Klimafolgen-Spaziergang ins Leben zu rufen.
Für den Kreis Minden-Lübbecke wird bis zum Ende des 21. Jahrhunderts – je nach Szenario – ein Temperaturanstieg der bodennahen Lufttemperatur um 0,3°C bis 4,8°C bezogen auf den Referenzzeitraum 1971 bis 2000 prognostiziert (vgl. Helmholtz-Zentrum Hereon, Climate Service Center Germany). Extremwetterereignisse werden im Zuge des Klimawandels häufiger und intensiver. Neben den Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion, gilt es sich an die Klimafolgen bestmöglich anzupassen.
An zwei Donnerstagen (29. Juli 2021 und 5. August 2021) fanden die Klimafolgen-Spaziergänge in Minden statt. Gemeinsam wurde eine Route mit Stationen im Botanischen Garten, in einem Neubaugebiet und auf einer Parkplatzfläche abgelaufen. Während des Spaziergangs führten die Teilnehmenden kleine Experimente durch. Anhand von Infrarot-Messgeräten wurden die Oberflächentemperaturen verschiedener Oberflächen aufgenommen. Es zeigte sich, dass versiegelte, dunkle Flächen höhere Temperaturen aufweisen als helle oder begrünte Abschnitte. Hieraus ließen sich direkte Schlüsse für die klimaresiliente Gestaltung des Wohnumfeldes ziehen. Helle Oberflächen weisen eine höhere Albedo (ein höheres Rückstrahlungsvermögen) auf als dunkle, welche die Strahlung absorbieren. Daher sollten in der Planung möglichst helle Materialien verwendet werden. Pflanzen kühlen die Luft durch den Effekt der Verdunstungskühlung. Gleiches gilt für Wasserflächen in der Stadt, was die Bürger*innen durch Messungen beim Passieren eines Teiches in der Grünanlage feststellten. Auch Starkregenereignisse waren Thema. Durch ein einfaches Experiment, bei dem zwei Teilnehmende gleichzeitig einen Liter Wasser ausgossen, wurde deutlich: Das Wasser versickert beim Aufgießen auf einen Waldboden unmittelbar, während es auf versiegelten Flächen zum Oberflächenabfluss kommt, der dem Gefälle folgt.
Im Wohngebiet wurde über die Gebäudedämmung und die Möglichkeiten der Dach- und Fassadenbegrünung diskutiert. Der Kreis stellt hierzu derzeit Fördermittel für privat und gewerblich genutzte Immobilien bereit: https://www.minden-luebbecke.de/Projekte/Klimaschutz-und-Energie.
Der Klimafolgenspaziergang war ein voller Erfolg und kann im Rahmen von Evolving Regions zu den unterschiedlichsten Themen und für verschiedene Zielgruppen umgesetzt werden. Angedacht ist beispielsweise eine Kooperation mit Schulen und/oder Hochschulen.